Über Weihnachten war unsere Tochter zu Besuch, die regelmäßig ihre Yogastunde einlegte. Ich beäugte das Treiben aus der Ferne und belächelte es milde.
Als sie abgereist war, überkam mich jedoch die Neugierde: Was hat es denn überhaupt auf sich mit dem „Herz öffnen“? Dem „herabschauenden Hund“, der „Heuschrecke“ und der „Berghaltung Tadasana“?
Frau Goog*le wusste natürlich Bescheid und was ich las, weckte mein Interesse. (Ich bin von Natur aus extrem neugierig und begierig neue Dinge zu lernen). Die Vorstellung von regelmäßigen Yogaterminen mit anderen schreckt mich jedoch irgendwie ab, aber ich finde im www eine Fülle von Möglichkeiten, Yoga überhaupt mal auszuprobieren.
Ein paar Apps habe ich mir angeschaut und fand Yogaeasy sehr ansprechend. Wenn man ein wenig googelt, findet man im Netz Codes für 4 Wochen freie Nutzung, 1 Woche ist auch ohne Code kostenfrei. (Nein-ich habe KEINE Kooperation!) Dort habe ich mir die Videos für Anfänger herausgesucht und war sehr überrascht, wie gut mir das tut!
Dort gibt es auch eine große Abteilung für Meditation—huch, was für ein spannendes Thema! Hand auf’s Herz: Wer von euch denkt auch „Das kann ich sowieso nicht?“ ,“Ich habs probiert, aber ich kann nicht nichts denken?“, „Das hat doch was mit Esoterik und Buddhismus zu tun?“ Das waren auch meine Vorurteile, aber auf Grund meiner Neugierde musste ich da einfach mal reinschnuppern. Ich wählte einfach wegen der angenehm sonoren Stimme den 30 Tage Kurs mit Pedros Haffenrichter. 10×9 Minuten, 10mal 18 Minuten und 10mal 27 Minuten, jeweils im gut erklärten burmesischen Sitz auf einem Meditationskissen auf dem Boden sitzend. 18 Minuten gingen ja so gerade noch, aber mit 27 Minuten war ich völlig überfordert; zumal auch Mantra singen nicht wirklich so meins war (und nahezu 30 Minuten Schneidersitz für mich keine altersgerechte Sitzhaltung mehr abgeben!)
Ich brach also nach Tag 25 ab und wechselte zu Anna Trökes, deren Stimme mir zwar nicht wirklich gefällt, die das Thema aber sehr sachlich angeht und jede Meditation mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studienergebnissen einleitet. Sehr sympathisch! Aber: Nach Tag 10 ist der Spaß vorbei und ich wusste nicht so recht, wie ich nun alleine weitermachen soll. Also habe ich EasyYoga nach 4 Wochen auslaufen lassen und mich wieder im www umgesehen.
All diese Meditationen waren übrigens sogenannte „geführte Mediationen „, d.h., man wird angeleitet, was man nun tun soll. Es geht überhaupt nicht darum, nichts zu denken oder sich tief zu entspannen. Es ist vielmehr eine Übung, sich auf etwas zu konzentrieren und zu bemerken, wenn der Geist mal wieder auf Wanderschaft geht. Und ich kann euch sagen: Das tut der andauernd! Die Kunst besteht nun darin, dieses Abschweifen zu bemerken und seine Aufmerksamkeit wieder auf das Objekt der Konzentration zu bringen. Oft konzentriert man sich auf die Atmung, aber auch anderes wie Körperteile, Gegenstände, Worte etc. sind möglich. Dauernd ertappt man sich, dass man die Zukunft plant („muss ja noch die Wäsche aufhängen“) oder über die Vergangenheit grübelt („der war aber auch ungerecht gestern!“)
If you are depressed, you are living in the past.
If you are anxious you are living in the future
If you are at peace you are living in the present.
(Lao Tzu)
Je mehr Erfahrung man in der Mediation sammelt, umso mehr wird das Gehirn umgebaut und umso schneller kann man seine Ruhezone wiederfinden. Ist die Vorstellung nicht herrlich, im schrecklichsten Stress eine Fähigkeit an der Hand zu haben, mit der man sich selber wieder beruhigen kann? Ich werde (ganz langsam) besser darin, meine Ungeduld zu zügeln, wenn mein Gegenüber jemand von der Sorte der Langsamsprecher ist und erst spät auf den Punkt kommt…
Achtsamkeit ist ja gerade in aller Munde; das Wort beschreibt eine besondere Aufmerksamkeit, in der wir in einem klaren Bewusstseinszustand situationsgerecht zu reagieren und alte Muster verlassen können. Man wird nicht mehr von Gedankenströmen und innerem Geplapper aufgefressen, sondern kann seine Emotionen in sinnvolle Kanäle lenken.
Wie so oft im Leben gilt allerdings auch hier: Ohne Fleiß kein Preis. Wer sich einen dicken Bizeps antrainieren möchte, weiß um die regelmäßigen Sporteinheiten, die dazu nötig sind. Für den Aufbau neuer Gehirnverschaltungen braucht es jedoch mindestens genauso langer Übungspraxis. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen erste Veränderungen im Gehirn nach 8 Wochen regelmäßiger Meditation.
Auf der Suchen nach meinem weiteren Meditationsweg stieß ich im Netz auf einige Meditation Apps. Insbesondere die deutsche App „7Mind“ und die beiden engl. Apps „Calm“ und „Headspace“ sprachen mich an. Alle 3 kann man zunächst kostenlos testen, danach werden sie kostenpflichtig. Calm ist optisch toll gemacht, beim Testen nervten mich aber die Naturgeräusche. Und Bilder aus der Natur brauche ich beim Meditieren mit geschlossenen Augen auch nicht.
Headspace ist auf den ersten Blick eher unaufregend, aber der Gründer Andy Puddicomb machte auf mich großen Eindruck und hat eine bewegende Lebensgeschichte. Hier bekommt ihr einen ersten Eindruck von ihm:
Er brach als junger Mann sein Sportstudium in England ab und wurde für 10 Jahre lang tibetanischer Mönch. Danach legte er ein Diplom als Zirkusartist ab und überlegte dann, wie er sein Wissen zum Wohle der Menschheit einsetzen könnte.
So kam die Idee zur MeditaionsApp Headspace, die ich nun für 1 Jahr abonniert habe. Andi spricht lupenreines Englisch in kurzen Sätzen, so dass er wirklich einfach zu verstehen ist. Seine Meditationen sind völlig frei von Esoterik oder Religion, man sitzt bequem aufrecht auf einem Stuhl und hört zunächst erstmal entspannt einer kurzen Einleitung zum jeweiligen Thema zu. Danach nimmt einige „big deep breaths“, schließt die Augen und nimmt bewusst die Außengeräusche wahr. Dann lenkt man die Aufmerksamkeit auf den Körper und scannt „from head to toes“ einmal durch den Körper. Nun folgt die Konzentration auf die Atmung und eine spezielle neue Technik wird bearbeitet. Dabei ist die Aufgabe, stets zu beobachten „if your mind wanders“ und gegebenenfalls die Aufmerksamkeit wieder auf die Atmung zu lenken.
Das Schönste kommt immer zum Schluss: „Let your mind totally be free. If it wants to think, let it think“. Und während der Geist vorher nahezu permanent auf Wanderschaft geht, ist der Kopf nach dieser Aufforderung plötzlich komplett leer, da ist einfach nichts, komplette Ruhe und Entspannung. Das muss headspace sein! Auf jeden Fall fühlt sich das großartig an.
In den kostenlosen ersten 10 Tagen hat man Zugriff auf 10 kleine Meditationen, die einem die Basics vermitteln. Hat man sich für ein Abo entschieden, gibt es unzähligen Themen, die in den Mediationen bearbeitet werden:
Depression, Schlafstörung, Selbstwertgefühl, Schwangerschaft, Sport, Kreativität, Schmerzen, Krebs, Unruhe, Beziehungen…
Die Länge der Mediationen ist einstellbar, z.B. zwischen 3 und 30 Minuten. Hin und wieder bekommt man für regelmäßiges Üben kleine Belohnungen, so z.B. einen Gutschein über 4 Wochen freie Headspace Nutzung zur Weitergabe an Familie oder Freunde. Oder interessierte Blogleser. Ihr ahnt es vielleicht schon, hier kommt ihr ins Spiel : Wenn du Interesse an dem Gutschein hat, hinterlasse doch bitte in den Kommentaren eine Nachricht und erkläre, warum genau du den Code gewinnen musst. Einsendeschluss ist der 8.3.2018 um Mitternacht, die Verlosung erfolgt am darauf folgenden Wochenende.
Übrigens: Falls ihr euch für das Bezahlmodell von Headspace entscheidet, googelt mal ein bisschen herum; es finden sich immer irgendwo irgendwelche Rabattaktionen.
(Und nein, auch mit Headspace habe ich keine Kooperation. Ich bin nur eine begeisterte userin.)
Meine Yoga-Geschichte ist aber auch noch nicht zu Ende. Hier bin ich jedoch auf eine kostenlose Variante umgestiegen: Mein Mann und ich „turnen“ seitdem begeistert mit Mady über YouTube. Mady Morrisson ist ein hübsche, junge, sympathische und einfühlsame Yogalehrerin, die unglaublich viele Yoga Videos für alle Leistungsstufen bei YouTube eingestellt hat.
Es gibt z.B. eine 30 Tage Yoga Challenge von ihr, also ein Video pro Tag über 4 Wochen.
Mittlerweile bin ich überzeugt davon, dass jeder seine Rückenschmerzen, die wir oft durch zu lange Schreibtischarbeit erwerben, mit Hilfe von Yoga (und Mady!) loswerden kann
Die Krähe, das Rad und den Handstand kann ich zwar immer noch nicht. Und bin immer noch SEHR erschrocken, wenn Mady sich irgendwie zusammenfaltet, mühelos ihren Kopf auf dem Boden ablegt und ihre Mitturner beruhigt: „Nehmt doch gerne einen Yogaklotz oder ein dickes Buch zur Hilfe und legt euren Kopf darauf ab, wenn ihr so den Boden nicht erreicht.“ Ok, und wenn da dann immer noch 50 cm Zwischenraum übrig bleiben????
Aber egal, darauf kommt es im Yoga ja überhaupt nicht an. Meinem Rücken tut es auch ohne Kopfablegen richtig gut.
Auch schon gute Yogaerfahrungen gesammelt? Oder Lust darauf, mal Meditation auszuprobieren?
Man liest sich!
Ingrid
Schön, daß du so neugierig bist, Ingrid. Bin ich auch. Und so erfährt man bei Dir immer wieder neue interessante Sachen. Schöner Bericht. Ich habe mal vor Jahren einen Yogakurs gemacht – konnte damit aber nichts anfangen außer einer unbequemen Lage auf dem Fußboden. War damals reine Gymnastik. Kommt halt wie immer auf den Lehrer an. Andererseits halte ich etwas von TCM und Yoga, weil es alte Techniken sind. Ich werde mir die kostenlosen links zuerst ansehen, mal sehen, wie es dann weiter geht und mit was. Daher fände ich ein Probeabo super. Ich habe auch schon mal Tai Chi ausprobiert. Der Kurs wurde aber nicht verlängert.
Super interessant, dein Beitrag! Ich hab mir gleich den Link zu den Yoga Videos gespeichert. Mich ausführlich mit Meditation zu befassen, wäre für mich auch sehr spannend – deshalb wäre so ein Gutschein sicher eine nette Sache!
Liebe Ingrid, danke für diesen Beitrag. Meditation hilft mir gegen die Schlafstörung. Mit großem Erfolg. Es auch für andere Dinge zu nutzen, vor allem im Alltag, ist durch deinen Post, meine Erkenntnis.
Hatha-Yoga hab ich schon einmal probiert. Auch Feldenkrais hat mir sehr gut getan. Werde es auf jeden Fall versuchen. Aber vor allem werde ich meine Englischkenntnisse auffrischen. Da haperts bei mir.
Hallo Ingrid,
sehr interessant das du deine Erfahrungen mit uns teilst.
Bin duch viel Stress im Beruf und der Pflege meiner Demenzkranken Mutter vor einem Jahr auch zum Meditieren gekommen. Ürsprünglich ging es mir nur um die neue Kosmetik (Rituals) die ich mir in einem Outlet gekauft hatte und stieß dabei auf eine App mit der ich nicht nur kaufen, sondern auch noch Meditieren und Yoga machen konnte.
Seit dem meditiere ich regelmäßig.
Liebe Grüße Simone (NevaCat)
https://www.rituals.com/de-de/app.html
Die Rituals App ist ja eine tolle Idee für alle Nicht-Englisch-Sprecher, dazu noch kostenlos! Vielen Dank dafür, liebe Simone! (Rituals Artikle mag ich auch sehr gerne: orange im Winter und Verbene im Sommer)
LG
Ingrid
PS: Möchtest du in den Lostopf?
Oh, ich möchte sehr gerne in den Lostopf, da ich mir schon länger wünsche, meditieren „zu lernen“.
viele Grüße, Birgit
Liebe Ingrid,
das ist ja toll, dass du Yoga und Meditation für dich entdeckt hast! Wenn du noch andere Yogalehrer ausprobieren magst, schau doch mal bei Ekhartyoga.com (yogatic). Ist auf Englisch, von denen gibt es auch viel umsonst auf Youtube, und ich finde Esther und auch einige von den anderen Lehrern ganz toll. In Andy bin ich etwas verliebt 😉 und habe bereits das zweite Jahresabo. Viele Grüße, Jana
Ja, das ist ja ein Zufall! Ich bin seit Jahren begeisterter Mady-Fan und habe grade mein 10 Tage Trial Headspace hinter mir und bin ernsthaft am überlegen, ob ich mir nicht das 1 Jahr Meditation gönne. Schade eigentlich, dass ich das Gewinnspiel um zwei Tage verpasst habe. Aber kann man machen nichts.
Und auf deine Seite gekommen bin ich grade erst heute durch eine Kundin in unserem Wollladen, die ganz beigeistert von diesem Blog erzählt hat.
Tja, die Welt ist klein…
Liebe Grüße
Nicole von DyeForYarn