Könnt ihr euch auch so gut von alten Sachen trennen wie ich? Insbesondere im zeitigen Frühjahr werde ich alljährlich vom Aufräum- und Sortiervirus befallen.
Kleiderschränke und Schubläden werden radikal leer geräumt und bei jedem Teil frage ich mich: Macht mich das noch glücklich? Falls nein, wird es je nach Zustand entweder entsorgt oder verschenkt, manches auch verkauft.
In diesem Jahr habe ich diese amerikanische Methode des Schrank-Organisierens entdeckt, bei dem Jeans und t-shirt nicht mehr liegen oder hängen, sondern stehen. Total toll, zur Nachahmung empfohlen! Bei YouTube gibt es zahlreiche Videos dazu, diese junge Dame hat besonders schöne und erklärt das in zahlreichen Filmchen sehr gut.
Ihr werdet euch wundern, wieviel Platz es plötzlich in den Schränken gibt! Platz für Neues? Ich mag Neues, gewöhne mich schnell an andere Gegebenheiten, neue Technik, modernere Errungenschaften.
Manchmal, aber nur manchmal, muss es auch alt sein. Zum Beispiel mag ich gerne einen Stilmix aus cool und supermodern mit einem richtig alten Teilchen zusammen. So wie hier: Cleanes Bad, uralt Brett über der Badewanne als bequeme Ablage für alles, was frau zum Baden so braucht.
Mal näher ran?
Jetzt verrate ich es euch: Das Brett ist gar nicht alt, sondern nagelneu! Noch vor einer Woche sah es so aus:
Mist, ich sehe gerade, auch da habe ich es schon bearbeitet, vom Originalzustand habe ich kein Foto gemacht. Jedenfalls war es ein Kiefernregalbrett für 3.49€ aus dem Baumarkt. Zunächst wurde es ausgiebig mit der Drahtbürste bearbeitet, wodurch sich die weicheren Holzanteile rauslösen und ein leichtes Relief entsteht. Und dann kam das Schönste: Blinde Zerstörungswut! Mit Pfennigabsätzen drüber gelaufen, mit dem Hammer drauf geschlagen, mit diversen Feilen malträtiert, mit der Lochzange kreisförmige Abdrücke produziert, mit der Axt Kerben ins Holz geschlagen…
Wichtig für den Eindruck „alt“ ist es, die rechtwinkligen Kanten abzuschmirgeln und auch dort zerstörerisch tätig zu sein.
Die dunkle Farbe habe ich durch Rostessig mit Kaffeesatz erzielt. Dazu Essigessenz mit rostenden Nägeln oder Stahlwolle über Nacht stehen lassen, ordentlich Kaffeesatz dazu geben und Brett damit ruhig mehrfach einpinseln. Es dauert ein paar Minuten, bis das Holz dunkelt, nicht ungeduldig werden! Zum Schluss habe ich das Brett mehrfach geölt, zunächst mit Leinöl und zum Schluss mit Saddlesoap.
Zum Schluss noch die Unterseite: Auf der Wand abgewandten Seite sorgt ein schmales angeleimtes Brettchen für Sicherheit gegen ungewolltes Verschieben und die Filzgleiter an allen 4 Ecken schützen die Badewanne.
Und ihr so? Auch im Aufräummodus bevor es im Garten losgeht?
Man liest sich!
Ingrid
Super schön, euer neues Bad. Gefällt mir sehr. Da hat sich der Baustellenstress für euch auf jeden Fall gelohnt.
Aufräumen, wegwerfen? Ungerne.
Gerade habe ich meine uralten Lieblingsschuhe noch ein LETZTES Mal zum Nähen gebracht, wie meistens im Frühjahr.
Und ich habe in einem gemütlichen betagten Pullunder zwei Löcher gestopft. Die Motten mögen den auch…
Aber mein Mann hat löchrige Socken entsorgt. 🙂
Fensterputzende Grüße
Ursula
Tja, so verschieden sind die Menschen, liebe Ursula!
Und unser Bad sieht auf dem Foto schon ganz nett aus, ist aber immer noch nicht fertig. Ich hoffe, in 2 Wochen sind wir durch. Und dann wird mindestens für 2 Jahre nicht renoviert! Oder so ähnlich…
Hallo ingrid! Deine Aufräumaktivitäten Spechten mir zur Zeit aus der Seele, denn wir ziehen um! Von 190 qm auf 10! Stadtnäher und für s „Alter“ in Zukunft praktischer. 4 Kinder vorher und nun zu zweit , Riesen garten etc…alles vorbei. Und seit 3 Wochen muß ich entscheiden, wer noch was haben möchte und ob ich es lagern kann, bzw noch Gebräuche. Schrecklich, schrecklich….. Nicht nur Unnützes muß weg, sondern auch lieb gewordene Sachen und Erinnerungen!!
Liebe Grüße
Ui, dein Kommentar ist ja geradezu ein Steilpass für einen neuen blogpost! Dein „schrecklich, schrecklich“ zeigt deinen derzeitigen Gemütszustand sehr deutlich, aber weißt du was? Das schreckliche ist doch gar nicht real, das ist doch nur in deinem Kopf. Ist nur deine Bewertung. Real ist: Ihr halbiert die Wohnfläche, wohnt praktischer und näher an der City. Hach schön, darüber schreibe ich demnächst noch mehr, danke für die Inspiration!
LG
Ingrid
Man sollte den Text immer noch mal durchlesen!! Es müßte – sprechen heißen und 100 qm
Hallo Ingrid,
solche Aufräumattacken erwischen mich in jedem Frühling! Allerdings finde ich es gar nicht nett, wie du mit dem Brett umgegangen bist, um es auf alt zu trimmen…Man stelle sich nur vor, wenn das jemand mit uns machen würde? Allerdings braucht’s das auch nicht: alt werden wir von ganz alleine 🙂
lg Heidemarie (noch immer am Probieren) Will meine alten Wollreste verarbeiten.
…diese Heidemaries…tz, tz, tz…..
ich krieg jetzt richtig angst vor dir – ein brett derart zu malträtieren …
nein, im ernst, das brett ist so toll geworden. wie kommt man nur auf derartige farblösung? wie oft hast du es denn streichen müssen?
Hi Daniela, hab 3x gestrichen. Und für die Idee habe ich so ziemlich alle Methoden gemixt, die ich im www gefunden habe. Wäre es schief gegangen, hätte ich ja immer noch Beize aus dem Baumarkt holen können.
LG
Ingrid
PS: Mit dem Bunsenbrenner dunkel kokeln soll übrigens auch prima gehen. Hätte ich noch hinterher geschoben, falls mir die Farbe noch zu hell gewesen wäre.
die idee des „alterns“ ist großartig.
vielen dank für deine erklärung. ich habe wirklich große lust es dir nachzumachen, dass sieht so toll aus.
Oh toll, diese stehende Aufbewahrung ist eine Offenbarung für mich 🙂 Mein Mann wollte sofort den T-Shirt-Falter *lach* Dein Brett hast du gut auf alt getrimmt und dein Bad gefällt mir sehr gut.
Lieben Gruß
Sabine
Diese Aufbewahrungsmethode ist der Hit, gell? Ich bin auch total begeistert davon! Viel Spaß beim Aufräumen!
VG
Ingrid
Das Brett schaut jetzt aus wie mein Schultisch vor 50 Jahren, einfach genial die Idee. Ich hatte gerade so ein Deja-vu-Erlebnis. Bei mir wird nur repariert und geflickt und wenn ich etwas entsorge ist es nur noch für den Reißwolf zu gebrauchen. Mein Ökogefühl entscheidet sich meist gegen wegwerfen. Ich mag nicht gerne neu kaufen, denn shoppen ist mir ein kraus. Wenn ich mich an ein Kleidungstück gewöhnt habe, muss es schon ein paar Jährchen halten. Im Herbst habe ich meine 22 Jahre alten Winterschuhe endlich weggeworfen. Zu neuen brauchte ich mich bei diesem milden Winter nicht durchringen. Nur beim Wollekauf habe ich keine Hemmungen, da sind meine Vorräte momentan ein wenig groß :))